Trauer

Fühle ich Trauer oder Traurigkeit?

Traurigkeit und Trauer werden oft synonym verwendet. In dem Artikel wird dargestellt, was die Begrifflichkeiten bedeuten – mit besonderem Augenmerk auf Trauer: welche Auswirkungen mit ihr zusammenhängen, welche Trauerarten Unterstützung benötigen und welches Verhalten beim Trauerprozess förderlich ist.

Traurigkeit ist eine Basisemotion

Traurigkeit zählt neben Freude, Furcht und Wut zu den sogenannten Basisemotionen. Als Basisemotionen werden Emotionen bezeichnet, die nicht angelernt werden und die überlebenswichtig sind. Die Mimik, welche mit den Basisemotionen zusammenhängt, wird überall auf der Welt verstanden. Wenn eine Person weint, kann demnach jede*r verstehen, dass sie traurig ist. Eine lächelnde Person wird in der Regel als freudig verstanden.

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Aber was genau ist Traurigkeit?

Traurigkeit beschreibt das eigene Unglück und hängt im Gegensatz zur Trauer nicht zwingend mit einem Verlust zusammen, sondern kann auch durch nachteilige Situationen hervorgerufen werden. Du kennst bestimmt Situationen, in denen du ein Ziel verfehlt hast oder an etwas gescheitert bist.

Weitere Situationen, welche Traurigkeit hervorrufen können, sind solche, in denen es nicht möglich ist, beispielsweise seine Wünsche, Bedürfnisse oder Kontakte zu anderen, auf die Art ausleben zu können, wie man es möchte. In der Regel äußert sich Traurigkeit durch die Betroffenheit gegenüber einer Situation, die von der Person negativ bewertet wird.

Dabei kann die Betroffenheit unterschiedlich stark ausfallen. Beispielsweise kann der Streit mit der besten Freundin eine Person trauriger stimmen, als eine schlechte Note im Vokabeltest. Eine andere Person wiederum, würde die schlechte Note als trauriger empfinden.

Traurigkeit ist in der Regel ein Bestandteil der Trauer, die bei der Verarbeitung hilft.

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Was ist Trauer?

Trauer beschreibt die Reaktion auf einen Verlust. Mit Verlust kann unter anderem etwa der Tod einer nahestehenden Person, aber auch der Verlust des Sehvermögens aufgrund einer Krankheit, oder das Zerbrechen einer Beziehung gemeint sein. Bestimmt hast du auch schon einmal einen Verlust erlebt. Beim Trauerprozess geht es um das Annehmen und Akzeptieren einer Situation, die die betroffene Person selbst nicht ändern kann.

Trauer hat zum einen eine verlustbezogene, wie auch eine wiederherstellungsbezogene Seite. Das bedeutet, dass Trauer eine schützende Funktion besitzt, die dabei hilft, den Verlust zu akzeptieren und gleichzeitig vor einer Reizüberflutung schützt.

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Wie gehe ich mit Trauer um?

Der Umgang mit Trauer kann sich bei Personen und in unterschiedlichen Kulturen unterscheiden, daher gibt es keinen falschen Weg zu trauern. Auch wenn du in unserer schnelllebigen Gesellschaft das Gefühl bekommst, in möglichst kurzer Zeit mit der Trauer abschließen zu müssen, darf sich jede Person ihre eigene benötigte Zeit für die Trauer nehmen. Immer noch fällt es vielen Personen schwer, sich mit der Trauer auseinanderzusetzen, da Trauer und Verlust mit negativen Gefühlen bewertet werden.

Wie fühlt sich Traurigkeit an?

Hast du auch schon einmal das Gefühl gehabt, dass etwas schwer auf dir lastet? Oder du das Gefühl hast erdrückt zu werden? Traurigkeit wird oft mit einem Druckgefühl beschrieben. Wenn du dir eine traurige Person vorstellst, denkst du vielleicht auch an eine Person mit gesenktem Kopf und heruntergezogenen Schultern. Das Gefühl der Traurigkeit wird oft durch die Körperhaltung widergespiegelt. Personen, die viel Traurigkeit verspüren, können das Gefühl bekommen, dass sie wie gelähmt und antriebslos sind.

Und wie fühlt sich Trauer an?

Trauer wird in der Regel eine stärkere Empfindung zugesprochen als Traurigkeit, da der Tod eines nahestehenden Menschen in der Regel zu stärkerer Trauer führt, als das Vergessen eines Geburtstages.

Welche Auswirkungen hat Trauer?

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Jede Person geht individuell mit dem Verlust einer beispielsweise ihr nahestehenden Person, um. Entgegen der allgemeinen Erwartung muss Trauer nicht mit Traurigkeit einhergehen, sondern kann sich auch durch Wut oder andere Emotionen bei der trauernden Person äußern.

Daher ist es wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass der Trauerprozess auch ohne Traurigkeit ablaufen kann. Es können auch positive Emotionen wie Erleichterung durch die Trauer gezeigt werden, etwa nach einer langen Erkrankung des Verstorbenen. Aber nicht nur Emotionen können die Antwort auf den Verlust darstellen, sondern auch Gedanken (wie Erinnerungen) oder Verhaltensweisen.

Bei der Art der Trauer gibt es daher auch kein Richtig oder Falsch.

Welche Trauersymptome gibt es?

Trauer kann sich auf viele Arten bemerkbar machen, wie etwa durch Gefühle, Gedanken, körperliche Symptome und durch das Verhalten.

So kann sich Trauer anfühlen:

  • Niedergeschlagen

  • Hoffnungslos

  • Ängstlich

  • Schuldig

  • Wütend

  • Feindselig

Diese Gedanken können Dir beim Trauern kommen:

  • Selbstvorwürfe

  • Verleugnung

  • Gedankenleere

  • Gedankenrasen

  • Glaubenszweifel

Das kannst Du an deinem Körper während der Trauer wahrnehmen:

  • Appetit- und Schlaflosigkeit

  • Ess- und Verdauungsstörungen

  • Erschöpfung

  • Ein erhöhtes Risiko zu erkranken

Diese Verhaltensweisen kannst Du während der Trauer zeigen:

  • Weinen

  • Unruhe

  • Nervosität

  • Müdigkeit

  • Teilnahmslosigkeit

  • Erregbarkeit

  • Sozialer Rückzug

  • Isolation

Wann ist Trauer krankhaft?

Tiefe Trauer ist mit dem Risiko verbunden, an einer psychischen Störung zu erkranken.

Für die krankhafte Trauer gibt es einige Begrifflichkeiten: fehlende, abnorme, atypische, verlängerte, ungelöste, komplizierte, pathologische und traumatische Trauer.

Es kann passieren, dass der Trauerprozess verspätete, übermäßig starke, chronische oder gar keine Trauerreaktionen auslöst. Dabei kann die Beziehung zu einer verstorbenen Person Auskunft über die Dauer, die Stärke und die Qualität eines Trauerprozesses geben.

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Beispiele für krankhafte Trauer

Bei einem überregulierten Trauerprozess setzt die Trauer erst verspätet ein, da die trauernde Person den Verlust noch nicht realisiert hat und noch Hoffnung hat oder sich die Frage stellt, ob der Verlust vermeidbar gewesen wäre.

Bei einem komplizierten Trauerprozess wird die Trauer zurückgestellt, da diese beispielsweise als Schwäche gewertet wird oder sich selbst nicht der Raum zum Trauern gegeben wird, um wieder effektiver am Alltag teilnehmen zu können. Bei der unterregulierten Trauer hingegen kann die Trauer als ständiger Begleiter anwesend sein und den Alltag überdecken, dabei kann sie zu einer chronischen Trauer werden.

Was kann mich beim Trauerprozess unterstützen?

Trauer ist ein wichtiger Mechanismus, der hilft seinen Verlust wahrzunehmen und sich von seinem Verlust zu lösen und ihn schließlich zu akzeptieren. Durch die Verarbeitung der Trauer werden wieder neue Ressourcen/Kräfte für andere Handlungen freigegeben. Hilfreich beim Trauerprozess ist, dass Du Dir Zeit zum Trauern einräumst, die Trauer zulässt und Dir Rückzugsorte schaffst. Außerdem ist es von Vorteil, wenn Du während der Trauer weiterhin aktiv bist, wenn auch in geringerer Weise als vor dem Verlust.

Wenn Du Unterstützung brauchst oder nicht weißt, wie es weitergehen soll, sind wir bei JugendNotmail für Dich da!

Zusammenfassung

Traurigkeit beschreibt die Betroffenheit einer Person aufgrund von näheren oder ferneren Ereignissen. Es kann auch zur Traurigkeit führen, wenn die Möglichkeiten zur Entfaltung der eigenen Persönlichkeit oder der sozialen Gegebenheiten eingeschränkt sind. Oft ist sie mit dem Gefühl verbunden, dass großer Druck auf einem lastet. Trauer ist ein Teil der Traurigkeit, die mit einem Verlust zusammenhängt. Dieser Verlust kann ein Todesfall oder die eingeschränkte Funktionsfähigkeit von Körperteilen aufgrund eines Unfalls sein oder andere Ursprünge haben. Trauer kann die gleichen Auswirkungen auf den Körper zeigen wie Traurigkeit. Jedoch kann Trauer ebenfalls auch ohne Traurigkeit erlebt werden. Es gibt einige Formen der Trauer, die mit einem erhöhten Risiko für eine psychische Erkrankung einhergehen.

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Bildquelle:
www.elements.envato.com

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