Missbrauch

Unangenehm berührt?

Manchmal berühren uns andere Menschen ungefragt oder fordern uns zu etwas Körperlichem auf, das wir eigentlich nicht möchten. Weil es sich irgendwie falsch anfühlt und du spürst, dass du das nicht willst. Aber du lässt es über dich ergehen oder machst etwas, weil es jemand von dir erwartet. Weil du dieser Person vertraust oder Angst vor ihr hast.

Menschen, die Mädchen und Jungen sexuell belästigen oder missbrauchen, sind selten irgendwelche unheimlichen Fremden, die dir im Dunkeln auflauern. Meistens kennst du sie aus deinem sozialen Umfeld (Familie, Schule, Freizeit…).

Oft magst du diese Menschen: sie schenken dir Aufmerksamkeit, kümmern sich um dich, hören dir zu. Manchmal machen sie dir auch Geschenke. Du freust dich. Alles ist gut.

Bis zu dem Moment, in dem Dinge passieren, bei denen du fühlst, dass sie nicht richtig sind.

Manchmal sind es auch Menschen, vor denen du sehr viel Respekt oder sogar Angst hast. Du tust, was sie wollen, weil sie dir drohen.

Aber wer auch immer dich unangenehm berührt hat: wenn es dir unangenehm ist, handelt es sich meist um sexuelle Belästigung oder sogar sexuellen Missbrauch, auch „sexualisierte Gewalt“ genannt.

„Es fing an mit einem Klaps auf den Po…“

Grenzüberschreitungen und sexuelle Belästigung

Es ist nicht normal Missbrauch zu erfahren, sage Stop!

Grenzüberschreitung kann eine Vorstufe des Missbrauchs sein.

Täter*innen testen in dieser Phase aus, wie weit sie bei dir gehen können. Schon kleine Dinge, die du vielleicht als harmlos und normal einstufst, bei denen du dich aber unwohl fühlst, sind Grenzüberschreitungen. Deshalb verlass` dich auf dein Bauchgefühl.

Ein paar Beispiele für Grenzüberschreitungen:

  • anzügliche Blicke (wenn dir z. B. jemand in den Ausschnitt oder auf den Po starrt)

  • Chatnachrichten mit sexuellem Inhalt

  • sexuelle Anspielungen, Witze, Bemerkungen über deinen Körper, die wie Komplimente klingen, aber dir trotzdem unangenehm sind, z. B. „Du hast ja einen tollen Hintern!“

  • ungewollt mit Kosenamen angesprochen werden (Süße*r, Schatzi, Maus…)

  • ungewollter Körperkontakt mit einer anderen Person, der scheinbar zufällig ist, z. B. in öffentlichen Verkehrsmitteln

  • selbst das „Küsschen“, das dein Onkel vielleicht von dir zur Begrüßung fordert: wenn du ihm kein Küsschen geben willst, weil du dich dabei unwohl fühlst, darfst du das verweigern!

„Ich habe jede Nacht Angst, dass er wieder in mein Zimmer kommt…“

Sexueller Missbrauch / sexualisierte Gewalt

Sexueller Missbrauch und Gewalt sind nicht in Ordnung

Um strafbaren Missbrauch handelt es sich,

  • wenn du minderjährig bist und sexuelle Handlungen an deinem Körper stattfinden oder du entsprechend angefasst wirst (wenn z.B. deine Genitalien berührt/erregt werden, dir Zungenküsse gegeben werden, die Person dich befriedigt).

  • Zu den schweren Formen zählen Vergewaltigungen aller Art: vaginal, oral, anal.

All diese Taten sind strafbar.

Um eine Vergewaltigung handelt es sich immer dann, wenn du „nein“ gesagt hast und trotzdem sexuelle Handlungen an dir vorgenommen werden.

  • Es gibt auch Missbrauchshandlungen, die deinen Körper nicht direkt einbeziehen, z.B. wenn jemand vor dir masturbiert, sich exhibitioniert (ungefragt seine Geschlechtsteile zeigt), dir gezielt pornografische Darstellungen zeigt oder dich zu sexuellen Handlungen an sich selbst – beispielsweise auch vor der Webcam – auffordert.

  • Das Fotografieren oder Filmen von Missbrauchshandlungen ist ebenfalls eine Form sexuellen Missbrauchs.

  • Strafbar sind übrigens auch unverlangt zugesandte „Dickpics“ und natürlich erzwungene Prostitution.

  • Bei unter 14-jährigen ist grundsätzlich davon auszugehen, dass sie sexuellen Handlungen nicht zustimmen können. Diese Handlungen sind deshalb immer als sexuelle Gewalt zu werten, selbst wenn du damit einverstanden bist.

Was tun, wenn dir das passiert?

1. Schon bei sexueller Belästigung: Klar und deutlich zu verstehen geben, wenn du etwas nicht willst.

Sag das laut und deutlich.

Sag Nein!

2. Entscheidungshilfe, wenn du zögerst, etwas zu sagen: Hör auf dein Bauchgefühl! Fühlt sich das, was gerade passiert, gut an oder nicht?

3. Sprich mit jemandem, dem du vertraust, darüber (Familie, Lehrer*in, der/dem du vertraust, Sozialpädagog*in deiner Schule, etc.).

4. Kontaktiere bei strafbaren Handlungen die Polizei.

5. Nach einer Vergewaltigung: nicht duschen oder sich waschen – auch wenn das dein erster Impuls ist! Geh sofort in ein Krankenhaus und verlange eine Dokumentation/Untersuchung wegen der Vergewaltigung (und, wenn nötig, die „Pille danach“). Nur mit Beweismitteln kannst du den Täter kriegen!

6. Melde die Tat beim Jugendamt.

7. Bei Jugendnotmail findest du immer ein offenes Ohr. Bei ALLEN Themen.

Mädchen wurde misshandelt

8. Wichtig: Du bist nicht „schuld“, wenn sowas passiert! Auch dann nicht, wenn du ein bauchfreies Top o.ä. anhattest oder mit jemandem vorher geflirtet hast.

9. Sexueller Missbrauch wirkt sich auf die Opfer oft schlimm aus. Sie können deswegen psychische Krankheiten bekommen: Depressionen, PTBS, Essstörungen, Borderline, …

Deshalb wehre dich und hole dir rechtzeitig Hilfe – es geht um dein Leben, deine Zukunft! Und womöglich kannst du damit auch andere vor den Täter*innen schützen.

Wer kann Täter*in werden?

Leider fast jede*r. Die Täter*innen kommen meist aus deinem sozialen Umfeld:

  • Nachbarn, Familienmitglieder, Gleichaltrige, Freund*innen, Trainer*innen, Musiklehrkräfte, Tanzlehrkräfte, Lehrkräfte in der Schule, Ärzte, Geistliche.

  • Laut Polizeistatistik sind es meistens Männer, die zu zwei Dritteln aus dem engen/engeren sozialen Umfeld kommen.

  • Aber auch Frauen können sexuell missbrauchen (seltener).

  • Das Schlimme ist: selbst Personen, die du sehr magst oder Respektpersonen, von denen du niemals etwas Kriminelles erwarten würdest (Ärzte, Geistliche, Lehrkräfte…), können sexuell missbrauchen.

  • Wenn es jemand ist, den du magst, versuchst du vielleicht, die Tat vor dir selbst herunterzuspielen oder dir wird gesagt, dass du dir alles nur ausgedacht hast und alle anlügst.

„Ich habe mich unendlich geschämt und gedacht, dass ich schuld bin…“

Lass dir das nicht einreden und suche Hilfe bei jemandem, der/die dir glaubt!

Hilfe in Not und in Krisen bei Missbrauch und sexualisierter Gewalt

Sexueller Missbrauch ist ein Tabu in unserer Gesellschaft: alle wissen, dass es ihn gibt, aber keiner will darüber sprechen. Wenn du Opfer geworden bist, schämst du dich wahrscheinlich sehr.

Du glaubst, dass du schuld an dem bist, was passiert ist. Du hast vielleicht geflirtet, sexy Kleidung und Makeup getragen. Du machst dir Vorwürfe. Vielleicht machen dir auch andere Vorwürfe und sagen dir, du seiest selbst schuld. Hör nicht auf sie! Es stimmt nicht. Vertrau dich jemandem an. Geh zur Polizei oder melde dich erstmal anonym bei einer Beratungsstelle.

Lass dir helfen in Not bei JugendNotmail

„Wo finde ich Hilfe?“

  • Schnelle Hilfe beim Kindernotdienst – per Telefon – 24/7 erreichbar – anonym: 030 61 00 61

Unsere Berater*innen bei JugendNotmail sind für dich da!

https://beauftragter-missbrauch.de/praevention/was-ist-sexueller-missbrauch/definition-von-sexuellem-missbrauch

https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/dickpics-nicht-ignorieren-sondern-anzeigen

https://beauftragter-missbrauch.de/praevention/was-ist-sexueller-missbrauch/definition-von-sexuellem-missbrauch

Bildquelle:
www.elements.envato.com

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