Pubertät, eine aufregende Entwicklungsphase vom Kind zum jungen Erwachsenen.
Kennst du das? Deine Hormone tanzen Rock`n Roll?
Pubertät (aus dem Lateinischen: pubertas = Geschlechtsreife) bezeichnet jene Entwicklungsphase von Mädchen und Jungen, die zahlreiche körperliche und seelische Veränderungen mit sich bringt. Beginn, Dauer und Verlauf der Pubertät können sehr unterschiedlich ausfallen, was von Hormonen gesteuert wird. Bei Jungen beginnt sie meist im Alter von 10 bis 14 Jahren, bei den Mädchen zwischen 8 und 13 Jahren.
Jede Pubertät verläuft anders und das ist voll normal.
Alle, die in dieser Phase stecken, erleben eine Zeit, die manchmal ziemlich anstrengend sein kann. Es geht darum, sich selbst zu finden und sich vom Kindsein zu lösen. Diese Verwandlung kann milde, aber auch heftig verlaufen.
Achtung Baustelle!
Folgende Veränderungen stehen an:
Wachstumsschub: Deine Körpergröße nimmt um 8-10 Zentimeter im Jahr zu. Deine Arme, Beine, Hände und Füße wachsen ebenfalls deutlich.
Körperform: Bei Mädchen nimmt der Körperfettanteil zu, bei Jungen das Muskelgewebe.
Organe: Herz und Lunge vergrößern sich, was deine Leistungsfähigkeit steigert.
Geschlechtsmerkmale: Bei Jungen entwickeln sich Hoden, Penis, Achsel-, Scham- und eventuell Brustbehaarung, Bartwuchs, Stimmbruch und der erste Samenerguss. Bei Mädchen entwickeln sich Eierstöcke, Vagina, Vulva, Brüste, Achsel- und Schambehaarung und die erste Regelblutung.
Gehirn: Besonders dein Vorderhirn entwickelt sich, was manchmal ein schwer kontrollierbares Chaos der Gefühle anrichten kann, bei dem es sich so anfühlen kann, als kann dich niemand mehr verstehen. Sogar du selbst weißt vielleicht nicht mehr so recht, was mit dir los ist.
Haut: Deine Talkproduktion erhöht sich, was glänzende Haut und Pickel mit sich bringen kann.
Familie:
Vielleicht fühlst du dich manchmal von deinen Eltern unverstanden, bist genervt von ihnen und willst dich zurückziehen. Es kann sein, dass du vermehrt Streit mit deiner Familie hast, das Handeln deiner Eltern zunehmend in Frage stellst, ihre Werte diskutierst und Regeln kritisiert, weil du dich von ihnen abzugrenzen versuchst, um selbstständig zu werden. Jedoch kann in dieser Phase auch die Verbundenheit und das Vertrauen zu den Eltern wachsen.
Gleichaltrige (Peers) / Freundschaften:
Diese gewinnen höchstwahrscheinlich an Wichtigkeit in deinem Leben. Du willst mehr Zeit mit ihnen verbringen und bestimmte Themen nur mit ihnen besprechen, anstatt mit deiner Familie. Gleichzeitig kannst du aber auch Gruppendruck und Überforderung durch Gleichaltrige wahrnehmen und befürchten, nicht mit den anderen mithalten zu können.
Liebesbeziehungen und erste sexuelle Erfahrungen:
Aus spielerischen Annäherungen entwickeln sich eventuell deine ersten Liebesbeziehungen. Anfangs halten sie vielleicht nur ein paar Wochen oder Monate. Später werden sie meist länger. Auch das Interesse für sexuelle Erfahrungen wächst im Laufe der Pubertät. Erste Küsse, Kuscheln, Selbstbefriedigung und Geschlechtsverkehr werden oftmals in dieser Phase ausprobiert.
Identität: Dieser Begriff steht für deine einzigartige Kombination an persönlichen Eigenschaften, Werten und Haltungen sowie das Wissen und die Einstellung über dich selbst.
Machst du dir auch oft Gedanken darüber, wer du bist, wer du gerne sein willst und wie du auf andere wirkst? – Das geht vielen Jugendlichen so.
Vielleicht orientierst du dich auch an Vorbildern aus Film, Fernsehen oder Internet.
Auf diversen Internetplattformen begegnen dir vermutlich tagtäglich unzählige davon. Die dich beispielsweise begeistern für ihre Schönheit, Klugheit, Sportlichkeit, Sexualität oder ihren Witz und Style oder ihr politisches oder soziales Engagement.
Hast du deine Identität schon gefunden?
Dann hast du heutzutage die Möglichkeit, sie auf einem Kanal, Profil oder in deinem Umfeld zu präsentieren.
Wer oder was hilft dir bei dieser Achterbahnfahrt?
So manche „Pubertätsbeschwerden“ bleiben dir wohl nicht erspart. Es lässt sich vielleicht mit einem Gewitter vergleichen, dass du irgendwie überstehen musst. Dabei kann es vielleicht helfen, dir Folgendes klarzumachen:
1. Dass wir alle die Pubertät bestreiten müssen oder mussten.
2. Dass es normal ist, Stimmungsschwankungen zu haben, schlecht gelaunt, „zickig“, den Tränen nahe oder wütend zu sein, auch ohne konkreten Anlass.
3. Dass es normal ist, dich mal erwachsen und mal kindlich zu fühlen und zu handeln.
4. Dass es normal ist, dich wegen der körperlichen Veränderungen unsicher zu fühlen, dich vielleicht sogar zu schämen und nicht zu wissen, wo das alles hinführt.
5. Dass du nicht allein mit dem Gefühl bist, dass etwas nicht stimmt mit dir. Weil du dich beispielsweise besonders früh oder stärker als deine Altersgenossen entwickelt hast. Oder weil du dich für deinen Körper oder nicht gemachte Erfahrungen schämst.
Eine der wichtigsten Herausforderungen der Pubertät ist es, deinen sich verändernden Körper akzeptieren zu lernen.
6. Geduldig sein, mit dir und deinem Körper. Im besten Fall auch eine verständnisvolle Familie und Freunde zu haben, die dich unterstützen und beim Selbstständig werden liebevoll begleiten.
7. Weitere Informationen einholen
Rund um das Thema Pubertät gibt es Infos bei
- der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): https://www.bzga.de/infomaterialien/sexualaufklaerung/
- oder bei pro familia: https://www.profamilia.de/fuer-jugendliche/pubertaet/
Auch mit den Berater*innen der JugendNotmail kannst du dich über Fragen und Sorgen rund um die Pubertät anonym austauschen.
Summa Summarum:
Die Pubertät hat ihre großen und kleinen Baustellen. Körper und Seele und die Beziehungen zum Umfeld befinden sich im Umbau und es braucht Zeit, bis du dich vom einstigen Kind als junger Erwachsener wieder gefunden hast. Sie hat neben den ganzen Herausforderungen jedoch auch wunderbare und aufregend schöne Momente. Bekannt als die „Zeit der ersten Male“, die du voller Neugier und Erlebnishunger genießen darfst.