Ungefähr einer von zehn aller 14- bis 29-jährigen in Deutschland würden sich nicht als heterosexuell bezeichnen. Meist wird dann vom queer sein gesprochen, aber was bedeutet queer sein eigentlich?
Jenseits der Heterosexualität gibt es Einiges
Queer stammt aus dem Englischen und bedeutet eigentlich „seltsam, eigenartig“. Meistens wird queer als Sammelbegriff genutzt, für Menschen, die das eigene Geschlecht, wen sie lieben oder sexuell begehren nicht von der heteronormativen Vorstellung (= Vorstellung, dass Frau und Mann zusammengehören) abhängig machen.
Queer erweitert auch das Konzept, dass ein Mensch nur weiblich oder männlich sein kann – so gibt es auch die Möglichkeit beides zu sein oder etwas dazwischen.
Queer sein bezeichnet generell eine große Vielfalt an Liebe und Sexualität. Es geht also über Heterosexualität (Frau und Mann) und Homosexualität (Frau und Frau oder Mann und Mann) hinaus.
Wusstest du, dass queer sein auch mit der Abkürzung LGBTTIQA+ in Verbindung gebracht wird? Vielleicht kannst du dir auch schon denken, für was die verschiedenen Buchstaben stehen:
L = Lesbisch
G = Gay/Schwul
B = Bisexuell
T = Trans*
I = Intersexuell
Q = Queer
A = Asexuell
+ = Plus
- Lesbisch: Eine Frau fühlt sich zu anderen Frauen emotional, romantisch und/oder sexuell hingezogen.
- Schwul: Ein Mann fühlt sich zu anderen Männern emotional, romantisch und/oder sexuell hingezogen.
- Bisexuell: Ein Mensch fühlt sich emotional, romantisch und/oder sexuell zu Frauen und Männern hingezogen.
- Trans*: Ein Mensch bezeichnet, der sich mental und emotional als ein anderes Geschlecht identifiziert als das, das ihm bei der Geburt zugewiesen wurde. Oft lebt dieser Mensch ein Leben als dieses Geschlecht und entscheidet sich für oder gegen eine geschlechtsangleichende Operation. Trans kann aber auch einen Menschen meinen, der sich weder als männlich noch als weiblich identifiziert.
- Intersexuell: Menschen, die mit körperlichen, hormonellen oder genetischen Merkmalen geboren werden, die weder vollständig weiblich noch vollständig männlich sind.
- Queer: Ein Oberbegriff für alle LGBTIQA+ Menschen. Queer sein ist nicht nur eine sexuelle Orientierung, sondern teilweise auch eine politische Aussage. Hier werden die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität als fließend zu betrachtet. Queer kann auch eine einfache Bezeichnung sein, um eine komplexe Reihe sexueller Verhaltensweisen und Wünsche zu erklären, z. B. kann sich eine Person, die sich zu mehreren Geschlechtern hingezogen fühlt, als solche identifizieren.
- Asexuell: Ein Mensch, der kein Interesse nach sexueller Interaktion hat.
- +: Alle sexuellen Orientierungen, die nicht in die vorherigen Buchstaben passen.
Wie entsteht Sexualität?
Natürlich gibt es viel Forschung, die sich damit beschäftigt, wie Sexualität entsteht und eigentlich passiert. Es ist wichtig festzuhalten, dass queer sein nicht durch die Erziehung oder das Umfeld und auch nicht durch den Einfluss von anderen Menschen zurückzuführen ist.
Das heißt, nur dadurch, weil du dich mit diesem Thema auseinandersetzt oder in der Schule dazu etwas lernst, wirst oder bist du nicht auch gleich queer.
Was nun?
1. Informiere dich und stelle Fragen, wenn du Menschen in deinem Umfeld hast, die vielleicht queer sind oder auch, wenn du das Gefühl hast queer zu sein, ist der erste und wichtigste Schritt dich zunächst näher mit dem Thema zu beschäftigen. Dazu kannst du z.B. unsere Beraterinnen und Berater bei JugendNotmail oder Freundinnen und Freunde befragen oder auch verschiedene Suchmaschinen im Internet benutzen, wenn du dich noch nicht so weit fühlst auch darüber zu reden.
2. Gehe respektvoll und offen mit dem Thema um, egal ob du queer bist oder andere Menschen in deinem Umfeld es sind, , damit du dich weiterhin wohlfühlst und andere Menschen auch.
3. Probiere dich aus und erkunde deine eigene Sexualität – du brauchst dich nicht schämen! Es ist in Ordnung nicht heterosexuell zu sein. Übe dich darin, ganz offen mit diesem Thema umzugehen, und dich selbst (und andere Menschen) so zu akzeptieren, wie du bist (sie sind).
4. Gib dir Zeit – und auch den anderen, damit du lernen kannst, was du magst oder nicht magst.
Fazit: Alles KANN, nichts MUSS!
Queer sein beinhaltet also eine große Vielfalt an Liebe und Sexualität. Gib dir selbst Zeit, deine eigene Sexualität zu erkunden und dich damit zu beschäftigen. Merke: Nur weil du dich mit diesem Thema beschäftigst, heißt das nicht gleich, dass du queer bist.