JugendNotmail: Stark steigende Beratungszahlen im zweiten Pandemiejahr 

Mehr Beratungen zu familiären Problemen und Suizidalität  

Berlin, den 10. Februar 2022. Die Wichtigkeit von niedrigschwelligen Online-Beratungsangeboten wie der JugendNotmail zeigt sich auch im zweiten Corona-Jahr. Im vergangenen Jahr haben 2.217 Mail-Beratungen und 1.869 Chat-Beratungen stattgefunden. Das sind rund 42 % mehr Beratungen als im Vorjahr. Insbesondere in der Mail-Beratung zeigt sich, dass der Austausch zwischen Berater*in und Ratsuchender*m intensiver und langfristiger geworden ist. So wurden in 2021 17.160 Nachrichten geschrieben. Das ist eine Steigerung um 13 % im Vergleich zum Vorjahr. „Das Bedürfnis sich Rat zu suchen, ist durch die Corona-Pandemie bei Kindern und Jugendlichen ungebrochen groß“, kommentiert Ina Lambert, Fachleitung bei JugendNotmail. „Auch beobachten wir eine Verlagerung von der Mail- zur Chat-Beratung, denn immer mehr junge Menschen wählen diese Möglichkeit, um sich Unterstützung zu holen.“ Kinder und Jugendliche wachsen in einer Zeit auf, in welcher Chatten das Kommunikationsmittel der ersten Wahl ist. Daher ist der Zugang zu einer Chat-Beratung, die keine Registrierung erfordert, aber genauso vertraulich und datensicher ist, leichter und unkomplizierter. 

Lockdown und Homeschooling belasten das familiäre Miteinander 

Bei JugendNotmail gibt es keine Tabuthemen. Das heißt, Ratsuchende können sich mit all ihren Sorgen und ihrem Kummer an die inzwischen rund 240 ehrenamtlichen Beratenden wenden. Die Themen sind breit gestreut: Angefangen bei Liebeskummer und Streit mit den Eltern reichen sie über Mobbing bis hin zu Depressionen und Suizidgedanken. Im vergangenen Jahr dominierten in der Mail-Beratung die Themen* Familie mit 23,8 % (2020: 18,5 %), Depression mit 17,6 % (2020: 14,6 %), sowie – erstmals unter den Top-Themen – Suizidalität mit 16,1 % (2020: 10,8 %).  

Auch das zusätzlich geschaffene, ergänzende Angebot der Chat-Beratung spiegelt die Verunsicherung und Ängste der Ratsuchenden wider. Die Chat-Beratung wurde im Jahresverlauf 2020 ausgebaut und findet nun viermal wöchentlich in den frühen Abendstunden zwischen 18 und 21 Uhr statt. Die dominierenden Themen in der Chatberatung sind: Familie mit 32,6 % (2020: 18,5 %), Ängste mit 30,5 % (2020: 11,6 %) und auch hier Suizidgedanken mit 20,5 % (2020: 12,9).  

02 10 LI Jahreszahlen | JugendNotmail/KJSH-Stiftung

Schnelle Unterstützung durch Suizidpräventionsteam 

„Auffallend ist die Zunahme der Nachrichten mit Suizidgedanken“, stellt Lambert fest. Suizidgedanken oder -absichten treten häufig das erste Mal im Jugendalter auf. Sie zeigen, dass sich ein junger Mensch in einer großen Krise mit enormem Leidensdruck befindet. Suizidalität ist nach wie vor leider ein gesellschaftliches Tabuthema. Junge Menschen mit Suizidgedanken wollen meist erst einmal Gehör finden, wenn sie ihre Scham überwinden und den Mut finden, sich damit jemandem anzuvertrauen. Es geht meist um den Wunsch, so, wie man gerade lebt, nicht weiterleben zu wollen. „JugendNotmail hat daher im vergangenen Jahr ein speziell geschultes Suizidpräventionsteam ausgebildet, dessen Aufgabe es ist, täglich den Nachrichteneingang zu prüfen, unbeantwortete Notmails mit suizidalem Inhalt zu beantworten sowie die anderen Beratenden zum Thema zu coachen“, erläutert Lambert. Denn Kinder und Jugendliche, die sich in Krisensituationen und mit aktiven und/oder passiven Suizidgedanken an JugendNotmail wenden, sollen eine qualitativ hochwertige und vor allem schnelle Unterstützung erhalten. 

Mit Öffentlichkeitsarbeit zu Entstigmatisierung beitragen  

Ein wichtiger Schritt in der Suizidprävention ist es, auf die Thematik aufmerksam zu machen und aufzuzeigen, dass Suizidalität gerade im Jugendalter keine Seltenheit ist. Daher wird JugendNotmail die im vergangenen Jahr begonnene Kampagne „Gib dunklen Gedanken keine Chance“ fortsetzen und hier einen Fokus auf die Aufklärungsarbeit an Schulen legen.  

*Mehrfachnennung pro Beratung möglich. 

Ina Lambert Team JugendNotmail

Ina Lambert

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