Rekord bei JugendNotmail. Zwischen Ratsuchenden und Beratenden wurden im vergangenen Jahr mehr als 15.000 Nachrichten bei der Online-Beratung JugendNotmail ausgetauscht. Das ist eine Steigerung um 30 % im Vergleich zum Vorjahr. In 2020 wurden mehr als 2.750 Einzelberatungen durchgeführt. Das sind rund 20 % mehr als im Vorjahr. Das bedeutet insgesamt betrachtet, dass die geschriebenen Mails je Beratung aufgrund der komplexen Problemlage der Jugendlichen in Corona-Zeiten gestiegen sind. „Das Bedürfnis sich Rat zu suchen, war im vergangenen, durch die Corona-Pandemie geprägten Jahr bei Kindern und Jugendlichen besonders groß“, kommentiert Ina Lambert, Fachleitung bei JugendNotmail. „Insbesondere Online-Beratungsangebote wie wir haben sich im vergangenen Jahr bewährt, weil sie einen niedrigschwelligen Zugang bieten und rund um die Uhr erreichbar sind.“ JugendNotmail hat aufgrund der großen Nachfrage das Angebot weiter ausgebaut und bietet seit Mitte November 2020 nun dreimal wöchentlich zusätzlich eine vertrauliche Einzelchat-Beratung an.
JugendNotmail ist eine themenoffenes Beratungsangebot. Das heißt, Ratsuchende können sich mit all ihren Sorgen und ihrem Kummer an die rund 160 Beratenden wenden. Die Themen sind breit gestreut: Angefangen bei Liebeskummer und Streit mit den Eltern reichen sie über Mobbing bis hin zu Depressionen und Suizidgedanken. In diesem Jahr dominierten in der Beratung die Themen Familie (18,5 %), Depression (14,6 %), Angst (11,6 %) und Selbstverletzungen (9,2 %). „Die psychischen Belastungen für Kinder und Jugendliche in diesen Zeiten sind enorm. Daher treten vermehrt Ängste, die sich beispielsweise auf die schulische und berufliche Zukunft beziehen, auf. Aber auch familiäre Probleme, die mitunter dadurch entstehen, dass nun mehr Menschen als normalerweise ständig zu Hause sind, nehmen deutlich zu“, sagt Lambert. „Kinder und Jugendliche, die gerade in der Pubertät ein großes Autonomiebedürfnis haben, haben durch die Lockdowns und Corona-Regeln kaum Möglichkeiten, der häuslichen Situation zu entfliehen und sich genügend Ausgleich zu verschaffen.“
Auch das ergänzende Angebot der Einzelchat-Beratung spiegelt die Verunsicherung und Ängste der Ratsuchenden wider. Die Einzelchat-Beratung findet seit Mitte November dreimal wöchentlich in den Nachmittags- und Abendstunden jeweils für zwei Stunden statt. Bis zum Jahresende wurde in 105 Einzelchats beraten. Die Top-Themen differieren im Vergleich zur Einzelmail-Beratung nur wenig: Familie (47 %), Angst (36 %), Depressionen (19 %) und Schule (19 %). „Die Einzelchat-Beratung soll den Jugendlichen die Möglichkeit bieten, auf noch einfachere Weise Kontakt zu uns aufzunehmen. Dabei verlieren wir unseren lösungs- und ressourcenorientierten Ansatz nicht aus den Augen,“ erklärt Lambert, „und leiten die Ratsuchenden gegebenenfalls zur Einzelmail-Beratung über, wenn wir merken, dass innerhalb des Chat-Zeitfensters noch keine ausreichende Lösungsstrategie oder Entlastungsmöglichkeit erreicht werden konnte.“