Thema: Fear of Missing out 

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ANSPRECHPARTNER:IN

Ralf Palik

LESEDAUER

5-10 Minuten

RUBRIK

Emotionen

“FOMO“ – Hast DU Angst, dass jeder außer DIR tolle Sachen erlebt? 

Deine beste Freundin postet Bilder vom Shoppingtag mit dem Titel „so cute“. Der Junge von Nebenan hat gerade ein Foto vom Gig seiner Lieblingsband gepostet mit #Thatrocks!. Worauf andere Freunde kommentierten: „Das war krass, wir waren auch dabei!“ Und was machst du gerade so? 

Du hast das Gefühl etwas zu verpassen? Dein Gefühl hat einen Namen: „FOMO“, kurz für „Fear Of Missing Out“. 

Wusstest du schon, dass ca. 56% aller Social-Media-Nutzer*innen FOMO erlebt haben und etwa 69% Millennials es täglich erleben? FOMO wird als Social-Media-Phänomen bezeichnet. Offiziell ist FOMO jedoch nicht als Krankheitsdiagnose definiert. 

Warum habe ich dieses Gefühl? 

Die Angst, etwas zu verpassen oder sich mit den anderen zu vergleichen ist nichts Neues, denn es gibt sie vermutlich, seitdem die Menschen in Gemeinschaften zusammenleben. Heutzutage nehmen wir aber durch die vielfältigen digitalen Medien und mobilen und virtuellen Kommunikationsmittel via Smartphone und Tablet fast zeitgleich am Leben von Familienmitgliedern, Freund*innen, Bekannten und Influencer*innen teil, indem wir Fotos, Videos und Livestreams aus deren vermeintlichem Alltag präsentiert bekommen. Das Leben der anderen erscheint einem über die Social Media viel spannender als der eigene langweilige Alltag. 

In dir selbst kann dann schnell die Ungewissheit steigen, ob das nächste schöne Event, der nächste spannende Kick oder noch eine bessere Option nicht gerade um die Ecke wartet. 

Doch nicht nur der fortlaufende Vergleich mit den anderen führt zur FOMO. Ein weiterer Faktor ist die breite Palette an Auswahlmöglichkeiten in der heutigen Gesellschaft. Egal ob bei der Wahl der Freizeitaktivitäten, des Studiums oder des Partners/der Partnerin kann es einem schwer fallen, sich für etwas zu entscheiden und dann auch bei der Entscheidung zu bleiben. Die Überreizung durch viele Möglichkeiten lässt uns immer hinterfragen, ob die getroffene Wahl die Richtige war. 

Was macht FOMO mit mir? 

Wer unter FOMO leidet, kann die Fähigkeit verlieren, sich einfach über die Dinge zu freuen, wie sie sind, und das Leben zu genießen. 

FOMO kann dazu führen, dass man neben dem zwanghaften Verlangen, den Social-Media-Feed zu aktualisieren, an Schweißausbrüchen, Juckreiz oder Schlafstörung leidet. 

Seelisch kann man sich in einem negativen Gemütszustand wiederfinden, wie z. B. 

  • steigende Unruhe
  • Unwohlsein
  • Unzufriedenheit
  • Selbstzweifel
  • Frustration
  • oder sogar Depression

Wer generell unzufrieden mit seiner Lebenssituation ist oder Zweifel an ihrer zukünftigen Entwicklung hat, kann öfter und stärker unter FOMO leiden. 

So kann ein Teufelskreis entstehen: Die Angst, etwas zu verpassen -> Intensive, unüberlegte, suchtartig Nutzung der Social Media -> Steigerung der Unruhe und Zweifel. 

Man scrollt sich durch die Social-Media-Accounts um sich gut zu fühlen und anderen Menschen nah zu sein, doch am Ende fühlt man sich doch irgendwie schlechter und vielleicht sogar einsam. 

Woran merke ich, dass ich FOMO habe? 

Folgendes könnte ein Anzeichen sein, dass du FOMO hast: 

  • Du fühlst dich niedergeschlagen, wenn deine Freund*innen sich ohne dich treffen und Spaß haben. 
  • Du vergleichst dein Leben mit dem anderer Menschen und hast dabei das Gefühl schlechter abzuschneiden. 
  • Du fühlst dich unruhig und nervös, wenn du nicht weißt, was deine Freund*innen gerade so machen.
  • Während du etwas unternimmst, denkst du bereits daran, wie du das coolste Foto oder Video aufnehmen könntest und wo du es posten könntest. 
  • Deine Finger und Augen bewegen sich wie von alleine und ganz routiniert auf dem Smartphone; du scrollst beim Essen, in Gesellschaft oder in jeder ungenutzten Sekunde wie „automatisch“ und gedankenlos über den Newsfeed. 
  • Du kannst dich schlecht auf deine Hausaufgaben oder Unterhaltungen mit anderen konzentrieren, weil du den Drang verspürst, online zu sein. 

Was kann ich tun? 

Falls du dich bei einigen der Anzeichen wiedererkannt hast und gerne etwas ändern möchtest, könnten dir die folgenden Tipps vielleicht helfen, aus der FOMO-Spirale rauzukommen: 

  • Jeder Mensch ist anders. Vielleicht bist du gar nicht der Typ, der die angesagtesten Outfits trägt oder jedes Wochenende durchfeiert. Es ist OK, entspannte Hobbies zu haben oder sich mit nur einer Freundin zum Kaffee zu treffen, anstatt in einer Menschenmasse auf einem Festival zu sein. 
    Konzentriere dich auf die Dinge, die dir wichtig sind, die du schön findest und die dir gut tun. 
  • Führe Dir vor Augen, dass die beeindruckenden Fotos auf Social Media in Szene gesetzt, ausgewählt und bearbeitet wurden. Das, was du siehst, ist sehr wahrscheinlich eine retuschierte, digitale Scheinwelt. Oft wird die Aufmerksamkeit nur auf die präsentablen und nicht die alltäglichen Dinge gelenkt – und das ist manchmal auch harte Arbeit. 😉 Jeder Influencer hat auch Langeweile in seinem Leben. Also mach dir keine Sorgen, dein Leben ist nicht langweilig. 
  • Erinnere dich daran, dass dein Leben gut ist, so wie es ist. Auch wenn du am Freitagabend Netflix schaust und chillst. 
  • Es wurden auch Apps (z.B. Menthal) entwickelt, die FOMO vorbeugen und den Nutzer*innen helfen sollen, den Internetkonsum wieder unter Kontrolle zu bringen. Viele der Smartphones zeigen den Nutzer*innen, wie viel Zeit sie mit ihrem Gerät verbringen. 
  • Du kannst auch eine Handy-Auszeit oder einen Digital-Detox ausprobieren. Leg mal dein Handy für längere Zeit beiseite oder lass es sogar zu Hause. Es ist völlig okay, auch mal etwas zu verpassen. 
  • Vielleicht ist der neue JOMO-Trend („Joy Of Missing Out“ – also die Freude daran, etwas zu verpassen) auch etwas für dich. Vielleicht wirst du auch Gefallen daran finden, Dinge bewusst zu genießen, nicht alles mitzubekommen und nicht Sachen mit den Social Media zu teilen. 

Wenn du Hilfe dabei benötigst, kannst du dich jederzeit an unsere Berater*innen bei JugendNotmail wenden. Die Beratenden können dir deine Fragen beantworten oder dich bei der Suche nach einer Lösung unterstützen. 

Quellen:

  • https://trustpulse.com/fomo-statistics/ 
  • https://www.tk.de/techniker/magazin/digitale-gesundheit/fomo-2048966 
  • Knop K, Hefner D; (2018) Feind oder Freund in meiner Hosentasche? – Zur Rolle von Individuum, Peergroup und Eltern für die (dys)funktionale Handynutzung; Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie 67(2):204-216 
  • Przybylski, A.K., Murayama, K., DeHaan, C.R. and Gladwell, V. (2013) „Motivational, emotional, and behavioral correlates of fear of missing out“, Computers in Human Behavior. 29 (4) 1841-1848. 
  • Ryan et al.(2014), The uses and abuses of Facebook: A review of Facebook addiction , Journal of Behavioral Addictions, 3 (3), pp.133-148 

Bildquelle:

  • www.elements.envato.com 

Inhalt

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FOMO, die Angst, etwas zu verpassen, betrifft viele Social-Media-Nutzer und kann zu Unruhe, Unzufriedenheit und sogar Depression führen. Diese Angst entsteht durch den ständigen Vergleich mit anderen und die Vielzahl an Auswahlmöglichkeiten im modernen Leben. Um FOMO zu bewältigen, hilft es, sich auf die eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren, die digitale Welt kritisch zu betrachten und gelegentlich offline zu gehen.

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