Wie kann ich mich selbst regulieren?
Impulsiv haben wir fast alle schon mal reagiert. Aber was ist Impulsivität eigentlich? Woher kommt sie? Und was kannst du machen, wenn du häufig zu impulsivem Verhalten neigst?
Was ist Impulsivität?
Impulse hat jeder Mensch. Und sie haben auch ihre Daseinsberechtigung.
Denken wir mal an Situationen, in denen wir uns bedroht fühlen. Hier kann es zum Beispiel ein Impuls sein, wegzulaufen oder zu kämpfen („fight or flight“).
Das sind gewissermaßen angeborene Verhaltensmuster, die wir, ohne darüber nachzudenken, ausführen – oder vielleicht auch nicht?
Während unsere Vorfahren früher noch ohne Zögern bei Gefahr zum Angriff übergangen sind, wird ein Schlag ins Gesicht heute weniger gerne gesehen. Genauso wie der Impuls wegzurennen, wenn wir vor vielen Menschen reden müssen.
Haben wir solche Impulse heute deshalb nicht mehr? Doch haben wir! Der Unterschied ist, dass wir diese in bestimmten gesellschaftlichen Situationen kontrollieren. Das bedeutet, dass die meisten Menschen die Fähigkeit besitzen, vor einer Handlung kurz innezuhalten, über Folgen des Handelns nachzudenken und sich dann bewusst für oder gegen das Verhalten zu entscheiden.
Personen, die hingegen Schwierigkeiten mit Impulsivität haben, fällt es sehr schwer, ihre Reaktionen zurückzuhalten.
Oftmals reagieren sie sehr schnell auf einen inneren Drang, ein Gefühl (z.B. Wut) und/ oder einen äußeren Reiz (z.B. ein lautes Geräusch oder eine schreiende Person).
Da die Handlung sehr schnell ausgeführt wird, bleibt kaum Zeit über mögliche negative Folgen der Handlung nachzudenken.
Dementsprechend können sie sich auch nicht bewusst für oder gegen die Handlung entscheiden.
Weitere Eigenschaften impulsiver Menschen können…
- …Ungeduld,
- …Risikofreudigkeit und/ oder
- …ein explosives, hitziges Gemüt (z.B. kurz andauernde Wutanfälle) sein.
Impulsivität ist vor allem dann problematisch, wenn ein impulsives Handeln dazu führt, dass man sich selbst oder andere Personen schädigt.
In welchen Bereichen kann Impulsivität auftreten?
Bei Personen, die Schwierigkeiten mit ihrer Impulsivität haben, kann es vorkommen, dass sie in sehr vielen Bereichen impulsiv reagieren.
Es kann jedoch auch sein, dass die Impulsivität in bestimmten Situationen von besonderen Auslösern (sogenannten „Triggern“) verursacht wird oder ein impulsives Verhalten in bestimmten Bereichen stärker auftritt.
Beispielsweise kann Impulsivität im Kontext selbstverletzenden Verhaltens auftreten.
Es kann hilfreich sein, herauszufinden, welche Trigger bei einem persönlich zu impulsivem Verhalten führen.
Auswirkungen
Körperlich: Jemand, der impulsiv ist, verspürt in seinem Körper einen starken Drang, der in der Regel durch ein Übermaß an Emotionen ausgelöst wird.
Ein Beispiel wäre Wut, die aufkommt, wenn man von einem Mitschüler oder einer Mitschülerin beleidigt wird.
Ein Drang, der durch die Wut ausgelöst werden könnte, ist, die Person für die Beleidigung zu schlagen. In einem Moment der Impulsivität kann nur noch an diesen Drang gedacht werden.
Es fühlt sich körperlich wie ein sehr starker Druck an. Das alles kann innerhalb von Sekunden geschehen.
Emotional: In einem Moment der Impulsivität verspürt man oftmals eine Emotion besonders stark.
Diese nimmt dann die gesamte Aufmerksamkeit ein. Während man impulsiv ist, ist es oft nicht möglich über die Konsequenzen nachzudenken.
Nach Ausführung der Handlung kann es dann sein, dass man sich schuldig fühlt oder wünscht, das Geschehene rückgängig zu machen.
Tipps
Impulskontrolle – also die Fähigkeit deine Impulse zu kontrollieren – ist etwas, was in der Regel erlernbar ist. Wenn du starke Schwierigkeiten mit impulsivem Verhalten hast, solltest du dir in jedem Fall Unterstützung suchen.
Im Folgenden findest du aber bereits einige Tipps, die dir bei der Kontrolle deine Impulse helfen können:
1. Schritt – Sich einen Stolperstein legen:
Dieser Schritt zielt darauf ab, den automatisch ablaufenden Prozess zu unterbrechen und so etwas Zeit zu gewinnen
- Laut und deutlich „Stopp!“ sagen – entweder gedanklich, schriftlich oder wirklich aussprechen.
- Einen symbolischen Gegenstand in die Tasche stecken, der dich daran erinnert, kurz innezuhalten, wenn ein Impuls hochkommt – wenn du den Impuls spürst, greifst du nach dem Gegenstand.
2. Schritt – Beruhigung:
Wieder etwas mehr Ruhe in den Körper bekommen
- Tief Luft holen und innerlich bis zehn zählen.
- Bei der Einatmung bis 3 zählen, für 3 Sekunden die Luft anhalten, bei der Ausatmung bis 6 zählen, wieder 3 Sekunden die Luft anhalten & wiederholen.
- Zügig eine Runde um den Block gehen.
- (Wenn du allein bist) 30 Hampelmänner machen und danach die obige Atemübung durchführen.
3. Schritt – Reflexion:
Bewusst darüber nachdenken, was passiert ist
- Stell dir die möglichen negativen Konsequenzen deines Handelns vor.
- Frage dich: „Passt das, was ich vorhabe, zu meinem Selbstbild?“
- Denke darüber nach, was der Auslöser in der Situation war. Ist etwas passiert? Welches Gefühl ist entstanden? Was würde dir jetzt helfen? Das kannst du auch schriftlich machen.
Zusammenfassung
Impulsivität bedeutet, in einem Moment als Reaktion auf eine starke Emotion und/oder einen äußeren Reiz (z.B. eine Beleidigung) eine Handlung sehr schnell und ohne Beachtung möglicher Konsequenzen auszuführen.
Die Kontrolle von Impulsen ist jedoch erlernbar.
Hierfür können unterschiedliche Techniken angewandt werden.
Diese sorgen dafür, dass der automatisch ablaufende Prozess unterbrochen wird, mehr Ruhe in den Körper kommt und wieder eine bewusste Reflexion möglich ist.