Thema: Mobbing

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ANSPRECHPARTNER:IN

Ralf Palik

LESEDAUER

10 Minuten

RUBRIK

Alltag

War das nur Spaß? …oder schon Mobbing?

Lisa weiß nicht mehr, was sie noch tun soll, um der Hölle zu entkommen. Der täglichen Hölle. Die Hölle – das ist eine Gruppe von Mädchen aus ihrer neuen Klasse.

Es fing relativ harmlos an: Ssie kicherten und schauten dabei zu ihr. Sie rempelten sie „zufällig“ an, sodass ihre Bücher zu Boden fielen. Wenn Lisa sie ansprach, antworteten sie einfach nicht und taten so, als sei sie Luft. Das machte Lisa traurig. 

Sie wäre lieber mit den Mädchen befreundet gewesen. Sie hoffte immer noch, dass es vorbeigehen würde. Aber dann kam die Sache mit den anonymen Nachrichten, in denen sie täglich beschimpft und bedroht wurde. Letzten Montag wurden die Reifen ihres Fahrrads zerstochen.  

Lisa zieht sich zurück. 

Sie kann nachts nicht mehr schlafen. Morgens kommt sie nicht aus dem Bett. Bald hat sie solche Angst vor den Mobber:innen, dass sie sich weigert, in die Schule zu gehen. Sie liegt den ganzen Tag mit zugezogenen Vorhängen im Bett, hat zu niemandem Kontakt. 

Sie weint viel und fragt sich, was an ihr falsch ist. Warum ausgerechnet ihr sowas passiert.  

Ihre Eltern machen sich große Sorgen, wissen aber nicht, was mit ihr los ist. Sie schämt sich und will nicht darüber sprechen, auch, um ihre Eltern nicht mit ihren Problemen zu belasten und ihnen Kummer zu machen.  

„Alter, bist du empfindlich. Das war doch nur ein Witz!“ 

Was Lisa erlebt, ist Mobbing und Cybermobbing

Das heißt 

…dass sie sich deswegen schlecht, wertlos und schuldig fühlt.  

…dass sie ohne nachvollziehbaren Grund zur Zielscheibe böswilliger Handlungen wird, und zwar über einen längeren Zeitraum.  

Dazu kommt, dass 

…Mobbing oft von Lehrkräften nicht als solches erkannt wird. 

…die Mobber:*innen oft so tun, als hätten sie nur „Spaß“ gemacht – und du verstehst einfach keinen Spaß. 

Lehrkräfte, Eltern etc. das Problem nicht bemerken und/oder verharmlosen („Ich wurde früher auch mal in der Schule geärgert. Da muss man sich halt durchsetzen!“). 

Fakt ist jedoch, dass niemand dich so behandeln darf, dass du dich schlecht und wertlos fühlst. Spaß ist nur dann Spaß, wenn alle Beteiligten darüber lachen können. 

Das ist der Unterschied zwischen „nur Spaß“ und Mobbing. 

Wie ist der Verlauf von Mobbing? 

  • Du fühlst dich von den anderen ausgegrenzt. Manchmal schauen sie zu dir und tuscheln oder lachen. Oder sie ignorieren dich komplett.  
  • Später wird es immer offensichtlicher, dass sie es auf dich abgesehen haben. Jetzt können auch plötzlich Sachen von dir verschwinden oder beschädigt werden.  
  • Zuletzt können auch offene Drohungen und Angriffe vorkommen. 

Cybermobbing 

Cybermobbing ist eine andere Form des Mobbings.  

  • Im „real life“ weißt du wenigstens, wer die Leute sind, die dich mobben – beim Cybermobbing nicht. In der Anonymität des Internets können die Mobber:*innen ohne jede Hemmung beschimpfen, beschämen, Angst machen. Und zwar 24/7, Tag und Nacht.  
  • Cybermobbing kann zusätzlich zu Mobbing im „real life“ auftreten.  

„Was soll ich bloß machen??? Ich kann nicht mehr.“ 

1. Hol dir unbedingt Hilfe, wenn du von Mobbing betroffen bist. Bei JugendNotmail kannst du dich jederzeit melden. Dort findest du ein offenes Ohr und eine professionelle, kostenlose und völlig anonyme Beratung. Wir stehen dir bei, melde dich! 

2. Ganz wichtig ist auch, dass du dich einer erwachsenen Person in deinem Umfeld anvertraust. Lehrkräfte, die du magst, der Sozialpädagog:innenin deiner Schule, oder, deinen Eltern. 

3. Handle sofort, warte nicht lange. Mobbing verschwindet nicht von selbst. Vielleicht denkst du, dass du etwas an deinem Verhalten ändern kannst, und das Mobbing dann aufhört. Das funktioniert nicht, weil Mobbing willkürlich ist. Es hat nichts mit dir und deinem Verhalten zu tun. Du bist ein zufälliges Opfer. 

4. Auch wenn es manchmal so aussieht, als ob du wegen bestimmter Eigenschaften oder deinem Verhalten gemobbt wirst (Aussehen, Sport, anders sein…). Das ist aber nur ein Vorwand. In Wirklichkeit suchen die Mobber:*innen nur irgendjemanden, den sie schikanieren und quälen können. Denn dabei fühlen sie sich mächtig und stark. 

5. Sehr wichtig: Dokumentiere das Mobbing. Du kannst z.B. in einem Tagebuch genau festhalten, wann was passiert ist. Schreib auch auf, wen du um Hilfe gebeten hast und ob dir geholfen wurde. Wenn du später rechtliche Schritte einleiten willst, ist das ein wichtiges Beweismittel. 

6. Mach Screenshots von beleidigenden Posts und drucke diese aus. 

7. Wenn Sachen von dir beschädigt oder gestohlen wurden, zeige das unbedingt bei der Polizei an. 

8. Sprich mit deinen Eltern, damit sie einen spezialisierten Rechtsanwalt kontaktieren. Deine Eltern können hierfür finanzielle Hilfe erhalten, wenn sie sich keinen Anwalt leisten können (Prozesskostenhilfe). 

9. Schreite mutig ein, wenn andere gemobbt werden! 

10. Hilfreiche Websites bei Problemen im Netz (Account sperren lassen etc.):  

„Ist das immer gleich Mobbing, wenn man jemanden mal ärgert?“ 

Wenn jemand dich über einen kurzen Zeitraum (einen Tag, eine Woche) ärgert, ignoriert etc. und dann hört dieses Verhalten auf, ist das zwar gemein, aber noch kein Mobbing. Es muss ein längerer Zeitraum sein, in dem du systematisch gemobbt wirst. 

Anders sieht es aus, wenn jemand Bilder oder Videos ins Netz stellt, ohne, dass du dein Einverständnis gegeben hast und die dir peinlich sind oder dich sozial völlig vernichten. Das ist strafbar, da du ein Recht auf das eigene Bild hast. Sei deshalb immer vorsichtig mit dem Verschicken von Fotos, die eventuell gegen dich verwendet werden könnten.  

  

  

„Ich mobbe selbst jemanden und fühle mich nicht wohl dabei.“ 

Mobber:innen sind oft selbst nicht glücklich damit, dass sie das tun. Das gute Gefühl, über jemanden Macht zu haben, verschwindet schnell. Erstaunlicherweise zeigen sie ähnliche Symptome wie die Gemobbten (siehe oben). Manchmal drehen Mobbingopfer den Spieß auch um und werden selbst zu Mobber:innen. 

Wenn du jemanden mobbst, vertraue dich jemandem an, lass dir helfen. 

Es kann auch sein, dass du gleichzeitig Mobber:in und Gemobbte:r bist, wenn du z.B. von Älteren gemobbt wirst und selbst einen Jüngeren mobbst. Du fühlst dann zwar die Macht im Moment des Mobbens, aber langfristig wirst du dich damit nicht besser, sondern eher schlechter fühlen.  

  

„Ich habe das Gefühl, meine:r Lehrer:in mobbt mich – kann das sein?“ 

Mobbing kann nicht nur von Mitschüler:innen ausgehen, sondern leider auch von Lehrkräften. Wenn eine Lehrkraft dich vor der Klasse bloßstellt, dich regelmäßig beschimpft, dich über einen längeren Zeitraum schlecht behandelt oder benachteiligt, so kann das ebenfalls Mobbing sein. Hole dir Hilfe! Beispielsweise kannst du dich an deine Eltern oder die Schulsozialarbeit wenden. Oder tausche dich mit anderen Mitschüler:innen aus, vielleicht haben sie ähnliche Erfahrungen gemacht – gemeinsam seid ihr stark!  

Verfasserin: Justine Gehring – Beraterin bei JugendNotmail 

Quellen:

https://zeichen-gegen-mobbing.de/zahlen https://www.polizeifürdich.de/deine-themen/gewalt/mobbing/  https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/wer-hilft-bei-mobbing–1577110 

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Unser Guide hilft dir, Mobbing in deinem Umfeld zu erkennen und gibt dir konkrete Handlungstipps, um dich zu schützen und Unterstützung zu finden. Lerne, wie du dich wehren kannst und wo du Hilfe bekommst.

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