Thema: Gewalt

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ANSPRECHPARTNER:IN

Ralf Palik

LESEDAUER

10-15 Minuten

RUBRIK

Körper und Seele

Tut dir jemand Gewalt an? 

„Mein Vater verprügelt mich immer, wenn er betrunken ist. Einmal musste ich deswegen sogar ins Krankenhaus. Dem Arzt haben sie gesagt, dass ich mit dem Fahrrad gestürzt bin.“  Arjana, 8 Jahre 

„Auf dem Heimweg von der Schule lauert mir oft eine Gruppe Jungs auf. Die sind aus der Parallelklasse. Sie schubsen mich auf den Boden und treten mich. Dann verlangen sie, dass ich ihnen Geld gebe. Sie sagen, dass sie mich umbringen, wenn ich was sage oder ihnen kein Geld besorge. Aus Angst habe ich meinen Eltern schon Geld gestohlen, weil ich keins mehr hatte.“  Berat, 14 Jahre 

„Meine Mutter ignoriert mich tagelang, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Sie tut einfach so, als wäre ich nicht da. Oft macht sie auch abwertende Bemerkungen über mich, beschimpft mich. Sie sagt auch, dass es besser gewesen wäre, wenn ich nicht auf die Welt gekommen wäre. Ich habe ihr Leben zerstört, sagt sie.“  Felicitas, 15 Jahre 

„Es ist was Schlimmes passiert….. ich kann mit niemandem darüber sprechen. Mein älterer Cousin hat mich komisch angefasst, ich dachte erst, es war ein Versehen…. Aber dann ging er immer weiter. Es passiert jetzt regelmäßig. Ich schäme mich unglaublich.“  Mara, 16 Jahre 

„Unsere Deutschlehrerin hat es auf mich abgesehen. Sie macht vor der ganzen Klasse gemeine Witze über mich und alle lachen. Sie sagt laut, dass ich faul und dumm bin. Ich fühle mich so erniedrigt.“  Chantal, 17 Jahre 

Was in diesen anonymisierten Aussagen (die Personen heißen in Wirklichkeit anders) von Kindern und Jugendlichen beschrieben wird, ist Gewalt

  

Was ist überhaupt Gewalt? 

Im Beispiel oben sind verschiedene Formen von Gewalt beschrieben 

Körperliche Gewalt 

  • Körperliche Verletzungen (Prellungen, Brüche, Blutergüsse, Kratzer, Brandwunden, innere Verletzungen etc.).

Psychische Gewalt 

  • Ist nicht sichtbar und schwer zu beweisen. 
  • Kann genauso schädlich sein wie körperliche Gewalt. 
  • Kann das Selbstwertgefühl schädigen und zu psychischen Krankheiten führen. 
  • Tritt oft in Verbindung mit anderen Gewaltformen auf. 

Sexualisierte Gewalt

  • auch als „sexueller Missbrauch“ bekannt. 

Mobbing, Cybermobbing 

  • Ausgrenzung, Demütigung, Beschämung über einen längeren Zeitraum. 

Häusliche Gewalt 

  • Regelmäßige Gewalt durch Eltern/Pflegeeltern gegen Kinder/Jugendliche (Ohrfeigen, Tritte, Schläge etc. und/oder psychische Gewalt).
  • Gewalt des Vaters gegen die Mutter oder umgekehrt.
  • Gewalt durch Kinder/Jugendliche gegen Eltern/Geschwister. 

Alle beschriebenen Gewaltformen können von Erwachsenen, aber auch von Kindern oder Jugendlichen ausgehen. Jede Art von Gewalt ist potenziell strafbar. Gewalt kennt keine Altersgrenze! 

Ganz wichtig: 

In Deutschland darf dir niemand Gewalt antun. Wenn deine Eltern dich mit Gewalt erziehen, ist das falsch und verboten. Das ist keine „Privatsache“!  

Manchmal endet Gewalt tödlich. Obwohl es gesetzlich geregelt ist, dass Kinder und Jugendliche ein Recht auf gewaltfreie Erziehung haben, sterben in Deutschland pro Woche zwei bis drei Kinder durch Gewalt. 

Aber auch wenn man es überlebt, ist es schlimm: du kannst dein Leben lang deswegen leiden. Manche bekommen wegen Gewalterfahrungen in der Kindheit Depressionen, Borderline, eine Essstörung oder eine Posttraumatische Belastungsstörung. 

Das ist aber nicht zwingend. Manche Kinder/Jugendliche sind psychisch sehr widerstandsfähig. Sie haben oft jemanden, der ihnen hilft. Deshalb sind sie stärker als andere, die das nicht haben. 

„Was soll ich tun, wenn ich oder ein anderes Kind Gewalt erlebt?“ 

1. Sag laut nein! Werde aktiv, wehr` dich! Es ist Unrecht, was passiert! 

2. Vertraue dich jemandem an, der dir helfen kann. Das können Verwandte, Freund*innen, Lehrer*innen, Sozialpädagog*innen, Nachbar*innen sein. Außerdem haben wir bei Jugendnotmail immer ein offenes Ohr für dich

3. Dokumentiere alles in einem Tagebuch. Schildere detailliert, was passiert ist und wer es wann und wo getan hat. 

4. Schildere in deinem Tagebuch detailliert deinen körperlichen und psychischen Zustand. Wenn du oder deine Eltern/dein Vormund sich zu einem rechtlichen Vorgehen entscheiden, ist das alles als Beweismittel wichtig. Gleichzeitig kann das Schreiben helfen, die erlebte Gewalt zu verarbeiten. 

5. Wenn du verletzt wurdest, nimm Fotos auf. Noch besser ist es, zu einem Arzt zu gehen, der die Verletzungen dokumentiert. 

6. Wenn du sexualisierte Gewalt erlebt hast und z. B. vergewaltigt wurdest, geh sofort in ein Krankenhaus, auch wenn du glaubst, nicht verletzt zu sein. Es können Beweise gefunden werden. Wichtig: nicht waschen! 

7. Wende dich an Polizei und Jugendamt. 

Wenn andere Menschen Gewalt erleben 

Sei mutig Hilfe zu holen, wenn ein anderer Mensch Gewalt erlebt und du es bemerkst. Diese Person leidet sehr und braucht deine Hilfe. Schau nicht weg. Sprich Erwachsene an, um Hilfe zu holen oder ruf` die Polizei. 

Zuletzt noch etwas sehr Wichtiges… 

…der Täter/die Täterin hat etwas falsch gemacht. Nicht du! 

Quellen:

Bildquelle:

  • www.elements.envato.com

Inhalt

Inhalt

Gewalt gegen Kinder und Jugendliche kann viele Formen annehmen, wie körperliche, psychische und sexualisierte Gewalt sowie Mobbing und häusliche Gewalt. In Deutschland ist jede Form von Gewalt verboten, und Betroffene sollten sich sofort Hilfe suchen. Dokumentation und Unterstützung durch vertrauenswürdige Personen oder Institutionen sind wichtige Schritte, um sich zu wehren und rechtliche Maßnahmen zu ergreifen.

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