Thema: Suizidalität

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Ralf Palik

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15 Minuten

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Störungsbilder

Deine Gedanken kreisen um Suizid? Du bist nicht alleine! 

Wut, Trauer, Leere, Hoffnungslosigkeit, Wertlosigkeit, Niedergeschlagenheit und Freudlosigkeit können Gefühle sein, die Personen mit suizidalen Gedanken empfinden. 

Die Symptome und deren Auslöser sind genauso unterschiedlich wie die möglichen Hilfsangebote. 

Wusstest du, dass in Deutschland jeden Tag etwa 30 Menschen durch Suizid sterben? 

  • 2023 waren es über 10.000 Personen 
  • ungefähr jede Stunde nimmt sich ein Mensch das Leben, alle fünf Minuten versucht es jemand 
  • die Zahl der Suizidversuche in Deutschland wird jährlich auf 150.000 bis 180.000 geschätzt 
  • bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist Suizid die zweithäufigste Todesursache. 2023 waren es fast 500 junge Menschen in der Altersgruppe bis 25 Jahre 

Das Thema wird häufig als Tabuthema behandelt, dabei betrifft es viele Menschen. 

Alle Handlungen, die zum Ziel haben, das eigene Leben zu beenden, sind als suizidale Handlungen einzuordnen. 

Was bedeutet Suizidalität? 

  • die Gedanken eines Menschen beschäftigen sich mit dem eigenen Suizid oder es werden dementsprechende Ankündigungen, Pläne oder Versuche unternommen  
  • es ist ein Symptom und keine Krankheit – es zeigt, dass sich eine Person in einer Krise mit einem hohen Leidensdruck befindet 

Suizidalität ist nicht auf in den meisten Fällen nicht auf ausschließlich eine Ursache zurückzuführen! 

Suizidalität geht häufig einher mit: 

  • Depression 
  • Antriebslosigkeit 
  • Lebensmüdigkeit 
  • Hoffnungslosigkeit 
  • aber auch mit Aggression und Isolation 

Viele Menschen haben nicht gelernt, sich gut um sich selbst zu kümmern. 

Für viele Betroffene ist es schwierig zu erkennen, dass nicht sie selbst das Problem sind, dass sie nicht schuld an ihrem Zustand sind und dass sie es wert sind Hilfe zu erhalten. 

Die fehlende Aufklärung in der Gesellschaft führt dazu, dass das Thema tabuisiert wird. 

Aber: vielen Menschen mit diesen Gedanken kann geholfen werden. 

Dafür benötigt es weiterhin Aufklärung und eine offene Kommunikation über das Thema Suizidalität in der Gesellschaft. 

Unterscheidung Suizidgedanken vs. akute Suizidalität

Suizidgedanken und akute Suizidalität unterscheiden sich wesentlich in ihrer Intensität und Dringlichkeit.  

Suizidgedanken sind allgemeine Überlegungen über den Tod oder das Beenden des eigenen Lebens, ohne jedoch konkrete Pläne oder unmittelbare Absichten zu haben. Viele Menschen erleben solche Gedanken in Krisenzeiten, doch diese Gedanken führen nicht zwangsläufig zu einem Suizidversuch. 

Akute Suizidalität hingegen beschreibt eine Situation, in der die Person konkrete Pläne hat, sich das Leben zu nehmen, oft mit einem festgelegten Zeitpunkt und einer spezifischen Methode. Hier ist die Gefahr eines Suizidversuchs sehr hoch und erfordert sofortige professionelle Hilfe. 

Der entscheidende Unterschied liegt also in der Dringlichkeit und dem Ausmaß der Gefahr: Während Suizidgedanken eine ernstzunehmende Belastung darstellen, signalisiert akute Suizidalität ein unmittelbares Risiko für das Leben der betroffenen Person. 

Woran erkenne ich, ob ich oder ein Mensch aus meinem Umfeld suizidgefährdet sein könnte? 

  • der Mensch ist hoffnunsglos, antriebslos, niedergeschlagen, müde 
  • die Lage, in der sich der Mensch befindet, erscheint für ihn aussichtslos 
  • der Mensch fühlt einen hohen seelischen Leidensdruck, der nicht mehr ertragbar scheint 
  • der Mensch hat kein Interesse und keine Freude mehr an Dingen, die vorher mit Spaß oder Freude verbunden waren 
  • der Mensch isoliert sich von anderen 
  • der Mensch hat ein schlechtes Selbstbild, empfindet sich als wertlos und nicht liebenswürdig 
  • die Essens- und Schlafgewohnheiten des Menschen verändern sich (kann nicht mehr einschlafen oder durchschlafen oder schläft sehr viel, isst weniger oder viel mehr) 
  • Konzentrationsprobleme – der Mensch kann sich nicht mehr gut und lange konzentrieren 
  • der Mensch wird langsamer in seinen Bewegungen und seiner Sprache oder deutlich ruheloser und “zappeliger” 
  • der Mensch fühlt sich traurig oder leer 
  • der Mensch verletzt sich selbst (beispielsweise durch Schneiden, Alkohol, zu schnelles Auto fahren) 
  • der Mensch ordnet seine Angelegenheiten und verschenkt beispielsweise persönliche Gegenstände (nimmt Abschied) 
  • der Mensch teilt Suizidgedanken oder dementsprechende Pläne mit, hat bereits Versuche zum Suizid unternommen 
  • der Mensch fühlt sich nach einer depressiven Phase wieder besser (häufig wirken Betroffene vor dem Suizid ruhiger, gefestigter und beschwingter)

Wichtig: Jeder Mensch ist anders, hat somit auch unterschiedliche Empfindungen und Symptome und muss nicht alle aufgeführten Punkte erfüllen, um suizidgefährdet zu sein. 

Ursachen

Die Ursachen für einen Suizidversuch oder einen Suizid sind vielfältig. 

Viele Betroffene leiden unter einer psychischen Erkrankung, wie einer Depression, Angststörung oder einer Suchterkrankung. Wie viele Krankheiten sind auch psychische Erkrankungen behandelbar

Weitere Auslöser für einen Suizid können sein: 

  • langandauernde oder plötzliche belastende Ereignisse und Lebenskrisen 
  • Konflikte in Familie, Schule oder Arbeit 
  • Tod oder Trennung eines Angehörigen 
  • fehlende soziale Unterstützung 
  • Mobbing 
  • Gewalterfahrungen 
  • traumatische Erlebnisse 

Was kann ich tun? 

Als Betroffene*r: 

1. Vertrau dich jemandem an! Sprich entweder mit deinen Freunden, mit deiner Familie, mit einer Vertrauensperson oder nutze Beratungs- und Therapieangebote. Du kannst auch jederzeit den Notruf 112 wählen oder selbst in eine Rettungsstelle gehen, wenn du die Situation nicht mehr aushalten kannst.  

2. Schreibe uns in der Mailberatung, nutze das Kinder- und Jugendtelefon (116 111) oder suche deinen Hausarzt auf. Alternativ kannst du auf https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe recherchieren, welche Unterstützungsangebote es in deiner Nähe oder online gibt. 

3. Deine Gefühle sind okay! Alles, was du gerade fühlst, hat seine Daseinsberechtigung. Behalte dabei im Hinterkopf, dass die Gefühle auch wieder vorübergehen und dir geholfen werden kann! 

Wer einmal Suizidgedanken hat, wird doch immer darunter leiden? 
Nein, es kann auch eine aktuelle Krise sein, die mit Hilfe bewältigt werden kann. 

Als Angehörige*r: 

1. Sprich das Thema bei dem/der Betroffenen an! Bleibe dabei möglichst ruhig, aber nenne deine Gefühle und Sorgen. Und ganz wichtig: Zuhören ohne zu urteilen oder es herunterzuspielen! 

2. Bringe ich die Person damit nicht erst auf die Idee? 

Nein, wer suizidale Gedanken hat, wird es häufig als Erleichterung erleben, darüber sprechen zu können und wer keine suizidalen Gedanken hat, kommt damit auch nicht auf die Idee. 

3. Sprich allerdings auch mit anderen Personen, mit deinen Eltern, einer Vertrauensperson oder einer Fachperson darüber, damit du mit deinen Sorgen um die andere Person nicht alleine bist. 

4. Kümmere dich! Sei für den Betroffenen da, begleite ihn zu einem Arzt, rufe gemeinsam mit ihm bei einem Therapeuten an und frag wiederholt nach gemeinsamen Spaziergängen oder Ähnlichem. Hab Verständnis und Empathie, aber verliere deine eigenen Gefühle nicht aus dem Auge! 

5. Wenn du große Angst um eine Person hast und diese vielleicht sogar konkrete Pläne ausgesprochen hat, zögere nicht und ruf die 112 oder die Polizei an, beschreibe die Situation – dir wird dort geholfen! 

Aber wer es ankündigt, der tut es doch sowieso nicht? 

Nein, 80% der Suizide werden vorher angekündigt, denn die Personen pendeln innerlich zwischen Leben und Sterben hin- und her. Jede Mitteilung muss ernst genommen werden! Denn: Auch wenn ein Mensch über Suizid nachdenkt, ist dieser noch von seinem Vorhaben abzubringen und ein Eingreifen kann Leben retten. Häufig wollen die Menschen nicht sterben, sie sind in großer Not und wollen lediglich SO nicht mehr weiterleben. 

Du siehst keinen Ausweg mehr aus deinen Suizidgedanken? 

Es gibt ihn! 

Sprich mit jemandem, nutze Unterstützungsangebote oder suche deinen Arzt auf, wenn sich deine Gedanken um deinen eigenen Tod drehen! Du bist nicht alleine und musst diese Gefühle nicht alleine aushalten. Auch wenn es sich oft nicht so anfühlt, ist der Zustand, in dem du dich hoffnungslos und leer fühlst, veränderbar

Verfasserin: Sandra Pohlmann – Beraterin bei JugendNotmail 

Quellen:

https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/Tabellen/suizide.html  https://www.frnd.de/infos/suizid/  https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/028-031l_S2k_Suizidalitaet_KiJu_2016-07_01-abgelaufen.pdf    https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/depression-in-verschiedenen-facetten/suizidalitaet#H%C3%A4ufigkeit    https://www.frnd.de/infos/suizid/https://www.frnd.de/infos/check/  https://www.frnd.de/infos/infomaterial/  https://www.suizidpraevention.de/  American Psychiatric Association. (2013). Diagnostisches und statistisches Handbuch für psychische Störungen (DSM) (5. Auflage)  Gast, S. (2008). Suizid im Jugendalter. Diplomica Verlag GmbH: Hamburg.  Terhorst, E. (2017). Ich konnte nichts mehr für dich tun. Trauern und weiterleben nach dem Verlust durch einen Suizid. Verlag Herder GmbH: Freiburg im Breisgau.  Paul, C. (2018). Warum hast du uns das angetan? Ein Begleitbuch für Trauernde nach einem Suizid. Gütersloher Verlagshaus: Gütersloh. 

Bildquelle:

www.elements.envato.com  www.unsplash.com

Inhalt

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Unser Guide bietet dir wichtige Informationen und Hilfestellungen zum Thema Suizidalität. Erfahre, wie du Suizidgedanken erkennst und welche Maßnahmen du ergreifen kannst, um dir oder anderen zu helfen.

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