Was, wenn Angst und Panik übergroß erscheinen?
Du kennst bestimmt das Gefühl von Angst vor Referaten, schlechten Noten oder davor, dass dir oder deiner Familie etwas zustoßen könnte. Und das ist völlig normal und manchmal sogar lebensnotwendig. Doch wenn diese Ängste auf einmal übergroß erscheinen und dich dauerhaft ängstlich und angespannt fühlen lassen, können sie zu einer ernsthaften Erkrankung führen.
In unserer Gesellschaft sind Angsterkrankungen weit verbreitet und gehören zu den am häufigsten diagnostizierten psychischen Störungen.
Studien zeigen, dass ca. 14 % der 14– bis 65-jährigen in Europa betroffen sind, dabei haben Frauen im Vergleich zu Männern ein doppelt so hohes Erkrankungsrisiko.
Was sind Angststörungen überhaupt?
Fast jedem Menschen ist das Gefühl von Angst vertraut. Es handelt sich dabei um ein natürliches Phänomen, das eine sinnvolle Schutzfunktion übernimmt. Bei echten Bedrohungen warnen uns Angstreaktionen und schützen vor Gefahren oder leichtsinnigem Verhalten. Doch werden starke Ängste und Panik zum Dauerzustand, obwohl objektiv keine Gefahr besteht, deutet dies auf eine Angsterkrankung hin.
Wer davon betroffen ist, erlebt eine starke Einschränkung in seinem Leben. Angstauslösende Situationen werden oft vermieden, wie z.B. Präsentation von Vorträgen oder das Aufsuchen öffentlicher Veranstaltungen. Bleibt die Angststörung unbehandelt, besteht die Gefahr des sozialen Rückzugs und eines chronischen Verlaufs.
Wie zeigen sich Angststörungen?
Panikstörung: Plötzliche, wiederkehrende Panikattacken (Angstanfälle) ohne einen konkreten Auslöser.
Sie dauern in der Regel nur wenige Minuten und werden meist besonders körperlich wahrgenommen. So berichten Jugendliche die eine Panikatacke erlitten haben von Herzrasen, Atemnot, Missempfindungen oder Schwindel.
Die körperlichen Empfindungen lösen wiederum extremen Ängsten wie Todesangst oder Kontrollverlust aus.
Generalisierte Angststörung: Übersteigerte, anhaltende Ängste und Sorgen, die mehrere Lebensbereiche betreffen und ohne reale Anlässe auftreten. So kann man sich unbegründet Sorgen um die Gesundheit von wichtigen Menschen machen.
Dabei besteht eine dauerhafte psychische Anspannung.
Agoraphobie: Auch als „Platzangst“ bezeichnet, äußert sich durch Angst vor oder Vermeidung von Menschenmengen, weiten Plätzen, engen Räumen sowie Verkehrsmitteln. Typisch ist die Befürchtung, diese Umgebungen in Notfallsituationen nicht verlassen zu können oder keine Hilfe zu erhalten.
Soziale Phobie: Angst vor negativer Bewertung durch andere Personen, insbesondere in Leistungssituationen, die zu Vermeidungsverhalten führt. Dabei können nur bestimmte Ereignisse (z.B. Präsentationen) oder menschliche Interaktion allgemein angstauslösend sein.
Spezifische Phobie: Angst vor konkreten Objekten (z.B. Spinnenangst) oder Situationen (z.B. Flugangst), die in der Regel ungefährlich sind. Sie tritt in unmittelbarer Konfrontation mit den angstbesetzten Reizen auf.
Auswirkungen
Das Angsterleben führt im Zusammenhang mit den verschiedenen Angsterkrankungen zu einer hohen Belastung in Form von physischen und psychischen Beschwerden.
Körperliche Symptome:
- Herzrasen oder -stolpern
- Engegefühle in der Brust, Herzschmerzen
- Schweißausbrüche, feuchte Hände
- Erröten, Hitzewallungen und Kälteschauer, Gänsehaut
- Atemnot bis hin zu Erstickungsgefühl oder beschleunigte Atmung
- Schluckbeschwerden oder das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben
- Mundtrockenheit
- Zittern, Muskelanspannungen
- Kopfschmerzen
- Taubheitsgefühle oder Hautkribbeln
- Übelkeit, häufiger Harndrang, Durchfall
- Schlafstörungen
Psychische Symptome:
- Unbehagen und Unwohlsein
- innere Unruhe
- Beklemmungsgefühl
- Verzweiflung
- Nervosität, Stress
- Erregtheit und Reizbarkeit
- Konzentrationsschwäche
- Unfähigkeit einer sinnvollen Reaktion
- Schwindelgefühle
- verfremdete Wahrnehmung und ein verändertes Persönlichkeitsgefühl
- Angst vor Kontrollverlust
- Gefühl verrückt zu werden
- Angst zu sterben
- Sprachschwierigkeiten
- unkontrolliertes Weinen
Angst vor der Angst
Eine durchlebte Panikattacke kann eine starke Erwartungsangst vor einem erneuten Anfall auslösen. Die körperlichen Symptome und begleitenden Gefühle wie Todesangst und Kontrollverlust werden als sehr belastend und unangenehm empfunden. Betroffene wollen sich dieser Situation nicht noch einmal aussetzen und vermeiden ähnliche angstauslösende Situationen. Ein Teufelskreis der Angst beginnt.
Mit begleitenden Risikofaktoren…
Aufgrund des dauerhaften Stressempfindens ist es möglich, dass Betroffene ihre Angsterkrankung durch Drogen- und Alkoholkonsum zu bewältigen versuchen. Zudem können neben den Ängsten depressive Verstimmungen bis hin zu suizidalen Gedanken auftreten. Auch Vermeidungsverhalten, um angstauslösende Situationen zu umgehen, ist eine Strategie im Umgang mit der Angst, die in vielen Fällen in der sozialen Isolation endet.
Wie umgehen mit der Angst?
- 1. Wichtig: Vermeide angstauslösende Situationen nicht! Dabei solltest du beachten, dass du dich wirklich dazu bereit fühlst! Gehe dabei langsam und schrittweise vor
- 2. Es hilft über seine Ängste zu reden: Suche dir Unterstützung bei deinen Eltern, anderen Erwachsenen oder Freund*innen.
- 3. Bleibe rational: Versuche zu realisieren, dass keine Gefahr für deine Gesundheit besteht und Angstsymptome wie Herzrasen oder Schwindel nicht zu Ohnmacht oder Herzinfarkt führen.
- 4. Akzeptiere deine Angst: Die Angst gehört zu dir, aber du kannst bestimmen, wie du mit deinem Angsterleben umgehst.
- 5. Körperliche Bewegung: Lange Spaziergänge und sportliche Aktivitäten können helfen Anspannungen zu reduzieren.
- 6. In der Ruhe liegt die Kraft: Gezielte Entspannungsübungen (Atemtechniken, Autogenes Training) fördern den Stressabbau.
- 7. Suche professionelle Unterstützung: Wende dich bei Bedarf an deine Hausarztpraxis oder mache einen Termin für ein psychologisches Beratungsgespräch aus.
- 8. Alles braucht seine Zeit: Stell dich darauf ein, dass die Angst nicht von heute auf morgen verschwindet und eine erfolgreiche Therapie einige Zeit benötigt.
In dringenden Fällen kannst du die Nummer der Telefonseelsorge unter der Nummer 0800/ 1110111 oder 0800/1110222 wählen.
Möchtest du dir lieber über den schriftlichen Weg Hilfe suchen, hast du bei der Jugendnotmail.de die Möglichkeit dich in einer Mail- oder Chatberatung zu melden.
Ein geschultes Team von Berater*innen erarbeiten gemeinsam mit dir einen Lösungsweg.
Zusammenfassung
In erster Linie haben Ängste für uns Menschen einen sinnvollen Nutzen und sind jedem von uns vertraut.
Doch wenn sie außer Kontrolle geraten und unrealistische Ausmaße annehmen, besteht dringender Handlungsbedarf.
Deshalb ist es wichtig, dass du diese übermäßigen Ängste ernst nimmst und nicht verharmlost!
Wusstest du, dass Angsterkrankungen sehr gut therapierbar sind? Deshalb sollten sie rechtzeitig erkannt und behandelt werden.